Erfahrungen, die Gideon Unkeless dazu inspiriert haben, einen interaktiven Raum in der Gedenkstätte zu kreieren, in dem BesucherInnen ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken können und über die Beweggründe nachdenken können, was ein Besuch an emotional so aufgeladenen Orten bedeuten kann.

Auf einer seiner Führungen durch die Gedenkstätte begleitete Herr Unkeless eine Gruppe niederländischer SchülerInnen mit ihrer Spanischlehrerin, die in Argentinien aufgewachsen war. Vor den Überresten des Gebäudes, das Gaskammer und Krematorium beherbergte, fing die Lehrerin an zu weinen. Die SchülerInnen versuchten, sie zu trösten, doch sie brauchte etwas Raum für sich, abseits der belastenden Umgebung. Auf unserem Rückweg zum Besucherinformationszentrum erklärte sie Gideon Unkeless, dass ihre Großeltern Holocaust-Überlebende waren, die nach dem Krieg nach Argentinien ausgewandert waren, und dass es wahrscheinlich die Intensität der Ermordungsstätte war, die sie überwältigt hatte. Nach längerem Schweigen sagte sie, es sei vielleicht nicht der Ort allein gewesen, der sie zusammenbrechen ließ, da sie zu Sachsenhausen selbst keine persönliche Verbindung hatte. Vielmehr bezog sich ihre Reaktion auf die gesamte Geschichte der Nazi-Lager und des Holocausts und auf die Tatsache, dass keiner ihrer SchülerInnen wusste, dass sie Jüdin ist. Zurück in Holland, sagte sie, würde sie ihnen von ihrer Familiengeschichte und ihrem Hintergrund erzählen. Mit Hilfe eines Ventils vor Ort hätte sie – und so auch einige ihrer SchülerInnen – ein paar Minuten damit verbringen können, ihre Gedanken in Ruhe zu artikulieren. Ohne eine Feedback-Box vor Ort gehen ihre ersten und unverfälschten Gedanken verloren.

Ein Lehrer kam mit seiner Klasse an einem kalten Wintertag nach Sachsenhausen. Die SchülerInnen waren für die extreme Kälte nur unzureichend gekleidet, doch der Lehrer wollte, dass ich, ihr Guide, ein bisschen länger auf dem vormaligen “Appellplatz” verweilte, wo Häftlinge als eine Art Bestrafung, unabhängig vom Wetter, oft stundenlang stehen mussten. “Das ist richtiges Holocaust-Wetter!”, strahlte der Lehrer und erklärte mir, dass er hoffe, die SchülerInnen würden ein Gefühl dafür entwickeln “wie das Lagerleben war.”Mit “Projected Memory” können nun sowohl der Lehrer als auch seine SchülerInnen über ihren Besuch reflektieren. Der Lehrer könnte überlegen, ob seine dramatische Taktik die beabsichtigte Wirkung zeigte, und seine SchülerInnen könnten sich fragen – ohne ihren Lehrer offen zu kritisieren –, ob das Stehen in der eisigen Kälte ihnen half, die Gefahren und Bedrohungen im Leben der einstigen KZ-Häftlinge besser zu verstehen, oder ob ein anderer Ansatz wirksamer gewesen wäre.