Das ab 1936 aufgebaute Konzentrationslager Sachsenhausen, das neben dem eigentlichen Häftlingslager ein SS-Ausbildungslager, einen Verwaltungsbereich und zahlreiche Arbeitsstätten zur Ausbeutung der Arbeitskraft der Häftlinge umfasste, sollte innerhalb des nationalsozialistischen Lagersystems als eine Art „Modell“- und Leitlager fungieren. Zwischen 1936 und 1945 waren in Sachsenhausen und seinen zahlreichen Außenlagern über 200.000 Menschen – Deutsche und Häftlinge anderer Nationalitäten – inhaftiert. Mehr als 31.000 haben nicht überlebt.

Wir haben Sachsenhausen für die Testphase des Projekts ausgewählt, weil es eine einzigartige Rolle im KZ-System der Nazis einnimmt, nahe zu Berlin liegt und eine Verbindung mit dem Gründer des Projekts, Gideon Unkeless, besteht.

1945, nur wenige Monate nachdem sowjetische und polnische Soldaten das Konzentrationslager befreit hatten, errichtete der sowjetische Geheimdienst auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers mit dem „Speziallager Nr. 7/Nr. 1“ ein Internierungslager, das bis 1950 bestehen sollte. In diesen fünf Jahren verloren weitere 12.000 Menschen ihr Leben. Lesen Sie hier mehr über die Geschichte des Konzentrationslagers Sachsenhausen und über das „zweite Kapitel“ der Geschichte des Geländes als sowjetisches Internierungslager in der Nachkriegszeit.

Heutzutage besuchen mehr als 400.000 Menschen pro Jahr die Gedenkstätte. Bei Führungen über das Gelände ergeben sich immer wieder Diskussionen und Gespräche mit sehr unterschiedlichen Gruppen und EinzelbesucherInnen. Unter anderem besuchen viele deutsche und internationale Schulklassen die Gedenkstätte. Die Reaktionen der SchülerInnen können dabei, abhängig von ihrem Alter und Hintergrundwissen – und oft auch vom Wetter – sehr unterschiedlich sein. Manche sind gelangweilt oder haben das Gefühl, mit diesem Thema schon zu Genüge konfrontiert worden zu sein. Andere hingegen sind fasziniert von den Geschichten vom Leben und gegebenenfalls Überleben der Häftlinge. Auch Überlebende der Lager und Angehörige von Menschen, die dem Holocaust zum Opfer fielen, besuchen die Gedenkstätte, manche allein, manche im Rahmen offizieller Zeremonien. Zu den BesucherInnen zählen darüber hinaus jüdische wie nicht-jüdische HistorikerInnen, ÄrztInnen und TouristInnen, für die ein Ausflug in die Gedenkstätte zu ihrem Aufenthalt in Berlin gehört.

In dem wir einen Ort zur Verfügung stellen, an dem BesucherInnen auf freiwilliger Basis ihre Gedanken ausdrücken können, hoffen wir mehr darüber zu erfahren, was sie nach Sachsenhausen gebracht hat, welche Eindrücke ihr Aufenthalt hinterlassen hat und welche Ausstellungstücke und welche Teile des Geländes sie besonders berührt und ihnen so einen eigenen Zugang zur Geschichte des Ortes ermöglicht haben. Zusätzlich hoffen wir ermitteln zu können, was sie von ihrem Besuch in ihr Privatleben, ins Klassenzimmer und in ihr persönliches Umfeld mitnehmen.